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Brotsuppe - eine Geste der Achtsamkeit

Das Problem des Hungers in der Welt hat primär mit fehlendem Zugang zu Nahrung und mit bitterer Armut zu tun, sekundär mit Klimawandel, Kriegen, Hunger als (politischer) Waffe und Börsenspekulation auf Getreide. Brotsuppe aus altem, trockenem Brot wird unmittelbar kein Menschenleben retten, aber es ist eine Geste des Respekts und der Solidarität denen gegenüber, die täglich Hunger leiden.

Und tatsächlich ist Brotsuppe lecker und rasch zuzubereiten. Man braucht altes, trockenes Brot, ohne Schimmel, und es kann auch steinhart sein und seit Monaten in einer Papiertüte aufbewahrt worden sein. Es gibt viele Rezepte. Die Grundregel ist, dass man zunächst in einem großen Topf Zwiebeln in (Oliven)Öl erhitzt, dann das Brot (ca. 400 g. für drei bis vier Portionen) zufügt, mit Wasser bedeckt ca. 15 bis 20 min. kochen lässt sowie Salz und Gemüse (z.B. im Sommer Tomaten und Zucchini, im Winter Mangold, Spinat, Möhren) und Gewürze (z.B. Kreuzkümmel oder Curry) oder Kräuter zugibt und das Brot mit einem Kochlöffel während des Kochens in immer kleinere Stücke teilt und umrührt, so dass am Ende eine einheitliche Masse entsteht und das Brot das Wasser nahezu komplett aufgesogen hat. Für die Brotsuppe eignen sich sowohl Vollkornbrote als auch helle Weizenbrote. An heißen Sommertagen schmeckt sie auch kalt, mit Joghurt und Minzblättern, lecker und erfrischend. In Portugal, wo sie einst ein Gericht der Armen und Hungernden war, die sehr achtsam mit ihren Lebensmitteln umgehen, ist sie verfeinert worden und steht als Açorda de gambas auf den Speisekarten der Restaurants, mit Shrimps und frischem Kreuzkümmel.

Und indirekt könnte die Brotsuppe doch dazu beitragen, Leben zu retten und das Drama des Hungers zu lindern. Z.B. dann, wenn wir das, was wir einsparen, indem wir unsere Lebensmittel achtsamer nutzen, spenden, damit es denen zugute kommen kann, die Opfer von Armut, Ungerechtigkeit, Kriegen und Klimawandel sind.

Mary's Meal hilft Kindern in HaitiDas führt zu "Mary's Meals", eine Organisation, die 2002 von Magnus MacFarlane-Barrow gegründet wurde, und die ich durch und durch überzeugend finde. Begonnen hat "Mary's Meal" - der Name bezieht sich auf die Gottesmutter und ihre Schirmherrschaft - vor zwanzig Jahren damit, 200 Schulkinder in Malawi täglich mit einer nährenden Mahlzeit zu versorgen. Aktuell, in 2022 erhalten mehr als 2,2 Mio. Schulkinder in den ärmsten Ländern der Welt durch "Mary's Meals" eine tägliche gesunde Mahlzeit mit regionalen Lebensmitteln. Beeindruckend ist, dass die Organisation nur rund 18 Euro benötigt, um ein Kind ein Jahr lang täglich die Schulspeisung zu ermöglichen. Dies wird u.a. möglich, indem lokal und regional bei Kleinbauern eingekauft wird, was diese wiederum unterstützt und die bäuerliche Landwirtschaft stärkt, und durch die tatkräftige Unterstützung durch Freiwillige.


Jean Ziegler, von 2000 bis 2008 UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, hat dieses für die Wohlhabenden der Welt beschämende Urteil gefällt: "Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet."

Das tägliche Massaker des Hungers sei der absolute Skandal unserer Zeit. Alle fünf Sekunden stirbt irgendwo in der Welt ein Kind unter zehn Jahren an Hunger oder seinen unmittelbaren Folgen. Derselbe Welternährungsbericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), der jährlich die Opferzahlen benenne, sagt, dass die Weltlandwirtschaft in der heutigen Phase der Entwicklung ihrer Produktionskräfte problemlos zwölf Milliarden Menschen ernähren könnte. Wichtig ist aus Zieglers Sicht, weniger Fleisch zu essen.
Wer wenig oder kein Fleisch esse, setze Nahrung frei für Menschen. Ein anderer wichtiger Punkt sei, primär das zu kaufen, was in der eigenen Region saisonal angebaut werde.

Es braucht so wenig, um Gutes zu wirken.


(30. März 2022, aktualisiert am 10. Oktober 2022)