Lissabon im Winter
 
"Mein" Lissabon
Ich habe mich entschieden, hier ein wenig von "meinem" Lissabon zu erzählen und den Blick auf Orte zu richten, die ich für schön, besonders und empfehlenswert halte.
 

 

 

 

Presepio

Ganz Anbetung des Wunders

Niemandem ist es so gelungen wie Maria Amélia Carvalheira, das Staunen und die anbetende Haltung der Muttergottes, des Hl. Josefs, der Engel und der Hirten vor dem göttlichen Kind in der Weihnacht auszudrücken.

Krippen (Presepios) sind in der Weihnachtszeit in Portugal unverzichtbar und haben eine Jahrhunderte alte Tradition. Sehr sehenswert ist die mit rund 500 Tonfiguren reich ausgestattete Weihnachtskrippe des Bildhauers Machado de Castro aus dem 18. Jh in der Basilica da Estrela.

Aber die mir liebste Weihnachtskrippe (hier im Bild ein Detail) liegt etwas versteckt und abseits und stammt von einer bedeutenden Keramikerin und Bildhauerin des 20. Jh. Maria Amélia Carvalheira, die auch die Skulpturen des Engels und der drei Hirtenkinder aus Marmor für den Wallfahrtsort Fatima geschaffen hat. Ihre so feinfühlig und mit Leben erfüllten Darstellungen der Hl. Familie und der das Jesuskind anbetenden Engel und Hirten finden sich, nun ganzjährig, in der Kirche "Igreja da Nossa Senhora do Rosario de Fatima" an der Av. de Berna. Eine weitere Besonderheit dieser Kirche sind die monumentalen Glasfenster des Malers Almada de Negreiros mit Darstellungen der Muttergottes und einer Vielzahl von musizierenden, jubelnden und anbetenden Engel.

 

 

Dona LaurindaDona Laurinda und ihre winzige Drogerie

Lissabons alte Drogerien sind einzigartig, Sammelsurien eines ganzen Jahrhunderts portugiesischer Hygiene-Kultur. Doch auch sie sind im Verschwinden begriffen, oft ganz leise, wie die Schuhputzer und die Varinas, die Fischverkäuferinnen, die es schon lange nicht mehr im Stadtbild gibt. Die winzigste Drogerie findet sich in der Rua São Cristovão in der Mouraria: sie ist Dona Laurindas Leben. Und genauso ist sie das Herz dieser Drogerie, seit gut sechzig Jahren! Mit einer drastischen Mieterhöhung - sie beträgt nun das Vierfache, Anfang 2016, stand die Existenz dieses kleinen Ladens auf dem Spiel. Doch, wundersamerweise: so viele Menschen haben Dona Laurinda geholfen, ihre Drogerie zu erhalten, wo immer auch ein Schemel für die Nachbarinnen bereit steht, für den kleinen Plausch. Und auf winzigstem Raum findet man alles, was eine Drogerie haben muss. Und eine sehr hilfsbereite, warmherzige Besitzerin. Und, seit 2015, ist sie auch bei Facebook.

 

 

 

Mouraria Mariza FadoKunst in der Mouraria: Camilla Watsons Hommage an den Fado

Die britische Fotographin Camilla Watson hat mir ihren Bildern in den Straßen der Lissabonner Mouraria auch deren Gesicht verändert.

Seit Mai 2013 gibt es eine weitere Hommage von Camilla Watson an ihr Viertel, in dem sie selbst lebt, und deren Menschen: "Retratos do Fado" - über die Fadistas der Mouraria. Die Tradition des Viertels reicht hier weit zurück. Maria Severa, die legendäre Fado-Sängerin des 19. Jh., hat hier gelebt und gesungen, bis zu ihrem frühen Tod mit nur 26 Jahren. Das Viertel kultiviert die Tradition des Fado bis heute, vielfach in kleinen Kneipen und an besonderen Orten, die fast nur den Einheimischen bekannt sind. Camilla Watsons Projekt ist ein weiteres Geschenk an die Menschen hier und an ihre Kultur.
Quer durch die Gassen der Mouraria ziehen sich 26 Schwarz-Weiss-Fotographien, hier im Bild Mariza, die selbst in der Mouraria aufgewachsen ist. Einige Bilder sind Transformationen dessen, woran die Fadistas singend ihr Publikum teilhaben lassen: Geschichten von Melancholie, existenzieller Verlorenheit und einer ungreifbaren, schwebenden Saudade, in einer Momentaufnahme visuell präsent.

 

Feira Principe RealBunt und fröhlich: Kunst und Kunsthandwerk zum Verschenken

An den Wochenenden ziehen Lissabons Kreative in die Parks: Töpfer, Hutmacherinnnen, Filzkünstlerinnen, Designerinnen, Schneiderinnen - es sind vor allem Frauen, die Kreatives für Kinder wie für Erwachsene gestalten. Die phantasievollen Figuren, die "senhor de si" entwirft, sind alle mit einer kleinen Geschichte versehen, in der sie etwas über sich und die Menschen erzählen.

Die KunsthandwerkerInnen und DesignerInnen kann man immer am letzten Samstag von 10 bis 19 Uhr im Monat am "Principe Real" treffen, einem ohnehin an Atmosphäre reichen Stadtteilpark. Jeden Samstag gibt es dort auch einen Biomarkt mit vielen regionalen Produkten.

 

 

 

 

 

Gulbenkian-Park im WinterDer Gulbenkian-Park: Eine Sinfonie
der gestalteten Natur


Sicher, auch Pflanzen haben etwas mit Kultur und vor allem mit Ästhetik zu tun - ihr Blühen inspiriert uns, ihre Schönheit kann unser Herz öffnen. Der Gulbenkian-Park öffnet sich Familien mit Kindern, Kunstliebhabern und Flaneuren. Er verbindet die sehr unterschiedlichen Museen miteinander, und in ihn eingebettet liegt das Gulbenkian-Auditorium, erste Adresse für klassische Musik in Portugal.
Eine Übersicht über das gesamte Programm, zu dem auch Übertragungen aus der Met gehören, finden Sie hier.

 

 

Luaverde Musiktipps: Von Renaissance-Musik bis Fado - eine kleine und persönliche CD-Auswahl

Luaverde-Buchtipps: Portugal literarisch entdecken - Romane, Erzählungen und Tagebücher sind Reiselektüre anderer Art.



Die Bildleiste oben zeigt:

den Amado Strand, © Antonio Sacchetti
Monsaraz, © José Manuel
Kloster Batalha, © Antonio Sacchetti
die Serra de Estrella, © Paulo Magalh
ães und
Faro, ©Antonio Sacchetti